Holsten-Areal - "hindernisse versperren die sicht auf nackte tasachen"
Das Holsten-Areal
gilt als Paradebeispiel für Grundstücksspekulationen.
Das 8,6 Hektar große Gelände der ehemaligen Holsten-Brauerei war 2016 von Carlsberg an die Düsseldorfer Gerchgroup verkauft worden. Anschließend wurde es mehrfach weiterveräußert, ohne dass auf dem Areal gebaut wurde.
Das Holsten-Areal befindet sich im westlich gelegene Hamburger Stadtteil Altona Nord. Es liegt nördlich der Elbe und ist umgeben von den Stadtteilen Altona-Altstadt, Ottensen, Bahrenfeld und Eimsbüttel. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Hamburg-Altona. Nördlich grenzt das Areal direkt an die Bahngleise des Hamburger Nah- und Fernverkehrs, östlich an die Holstenstraße mit dem gleichnamigen S-Bahnhof, südlich an die TheodorHaubach-Schule in der Haubachstraße und westlich an die Harkortstraße mit dem Neubaugebiet Neue Mitte Altona an.
„Das traditionsreiche Gelände der ehemaligen Holsten-Brauerei in Altona-Nord wurde 2016 verkauft und war seitdem Spielball der Immobilien-Spekulation. Außer der Schwankhalle aus dem Jahr 1911 steht auf dem Areal nichts unter Denkmalschutz. Der Denkmalverein hat daher im Juli gemeinsam mit der Initiative "knallt am dollsten" Petition für eine sozial, baukulturell, ökologisch vorbildhafte und zukunftsfähige Entwicklung des Quartiers und den Erhalt der historischen Brauereigebäude veröffentlicht. Ende Oktober gab die Presse bekannt, dass die Adler-Group das Holstenareal an ein Konsortium verkauft hat, das die stadtbildprägenden Altbauten erhalten will. Da die Altbauten seit Jahren verfallen und sich auf einigen Dächern schon kleine Wälder gebildet haben, drängt nun eine zeitnahe Sicherung.
Brauerei-Geschichte Die Holsten-Brauerei AG wurde 1879 in der damals holsteinischen Stadt Altona gegründet. Als Warenzeichen diente von Anfang an ein Ritter auf einem Pferd, der bis heute Teil des Holsten-Logos ist und als prominente Metallskulptur über dem historischen Sudhaus schwebt. Die ersten 25 Jahre wurde Holsten-Bier hauptsächlich auf dem lokalen Markt (Altona und Hamburg) vertrieben, anschließend wurde Holsten bald zum führenden Bierhersteller im Hamburger Raum.
Von 1911 bis 1913 wurde die Holsten-Brauerei umfassend erneuert und später mehrfach erweitert, so dass sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine Mischung aus den verschiedensten Baustilen und technischen Entwicklungsstufen darstellte und auf nahezu das gesamte Straßen-Dreieck zwischen Holstenstraße, Haubachstraße und Harkortstraße angewachsen war. 2004 kaufte der internationale Konzern Carlsberg die Holsten-Brauerei. Damit fingen auch die Pläne einer Standort-Verlagerung an, denn die Anlagen in Altona galten als ineffektiv und überdimensioniert. Nach mehrjähriger Verhandlung von Carlsberg mit der Stadt Hamburg verzichtete diese auf ihr Vorkaufsrecht, um die Arbeitsplätze auf dem Hamburger Stadtgebiet zu erhalten, und das Gelände wurde im Jahr 2016 für fast 150 Millionen Euro an die Düsseldorfer "Gerch Group" verkauft.
In einem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb begann die Stadt Hamburg 2017 gemeinsam mit den Investoren die Zukunft des Areals als neues Wohnquartier zu planen. Der Siegerentwurf sah den Erhalt eines Teils der historischen Gebäude aber auch zahlreiche, teils sehr hohe Neubauten vor. Im November 2019 wurde schließlich der Brauereibetrieb auf dem Gelände geschlossen und in Neubauten im Stadtteil Hausbruch wiedereröffnet. Seit Frühjahr 2021 lief der Abbruch, allerdings schien die Zukunft des Areals aufgrund spekulativer Weiterverkäufe und Preissteigerungen des Gesamtareals lange unklar.
Aktuelle Situation
Aus den ersten Erneuerungsphasen der Brauerei 1911-13 bzw. 1926 haben sich nur die drei Turmbauten des Malzsilo- und Sudhaus-Komplexes erhalten. 1911 bis 1913 von Anton Landgräber und Dücker & Co./Oberingenieur Ernst Mautner errichtet wurden der sogenannte Juliusturm und das ihm gegenüberliegende Gebäude an der Haubachstraße, auf dessen Kupferhelm bis vor Kurzem noch der markenprägenden „Holsten-Ritter“ prangte. Direkt daneben (von der Straße gesehen rechts) liegt das hohe "Neue Sudhaus" mit seinem dunkelroten Klinker aus dem aus dem Jahr 1926. Seine Fassade ist laut dem Architekturhistoriker Olaf Bartels das vorletzte noch erhaltene Werk von Werner Jakstein, dem ersten Altonaer "Baupfleger“. Diese drei Eisenbetonskelettbauten sollten laut einem städtebaulichen Vertragsentwurf von 2021 „zur Identitätsschaffung im neuen Quartier“ zumindest teilweise erhalten bleiben. Ebenfalls erhalten bleiben soll das einzige bislang geschützte Baudenkmal, die ehemalige Schwankhalle aus dem Jahr 1911. Aktuell ist die Zukunft der Gebäude jedoch unklar.
Im Juli 2025 gab die Presse bekannt, dass sich die Adler Group dazu entschieden hat, exklusiv mit einem Konsortium von Saga und Quantum über den Ankauf zu verhandeln, und Ende Oktober 2025 fand der Verkauf statt. Das Käufer-Konsortium besteht aus Quantum und HanseMerkur Grundvermögen in Kooperation mit der SAGA und der Hamburger Sparkasse. Das Käufer-Konsortium hat angekündigt, "Teile der historischen Substanz" zu erhalten. Aufgrund des fortgeschrittenen Verfalls ist jedoch nicht klar, wieviel tatsächlich von den nicht unter Schutz stehenden Gebäuden bewahrt werden kann. Hinzu kommt, dass die weitgehend unbekannten unterirdischen Brauereikeller größtenteils Tiefgaragen weichen könnten.
Der Denkmalverein hat zuletzt Ende 2022 einen Denkmalvorschlag zum Holstenreal beim Denkmalschutzamt eingereicht, der jedoch abgelehnt wurde. Der Verein sieht eine geschichtliche Bedeutung der über- und unterirdischen historischen Bauwerke auf dem Holstengelände, weil diese die Entwicklung der Hamburger Braukunst aber auch die städtebauliche Entwicklung der Industriekultur um den Güterbahnhof Altona anschaulich ablesbar machen."
Quelle: Denkmalverein Hamburg